Chronik der historischen Prangerschützen Oberalm
Über Uns
Aus der Geschichte von Oberalm
Die Gegend von Oberalm
Die Schützen haben in unserem Land eine lange und ehrenvolle Tradition. Ihr Hauptzweck war in früherer Zeit der Schutz der Heimat mit der Waffe in der Hand. Zu diesem Heimatschutz kam im Lauf der Jahre auf der Schutz Gottes durch die Begleitung des Allerheiligsten bei Umzügen um Prozessionen wie z.B. am Fronleichnamsfest. Die zu diesen Anlässen abgegebenen Schüsse und Salven hatten seit jeher die Funktion einer lautstarken Begrüßung Gottes, aber auch von hohen Persönlichkeiten.
Die Anfänge des Schützenwesens reichen viele Jahrhunderte zurück, die geschichtlichen Wurzeln liegen je nach Art der Waffen - Gewehre oder Prangerstutzen - in verschiedenen Zeitepochen und haben verschiedene Ursachen. In Oberalm besteht die besondere Situation, dass im Laufe der geschichtlichen Entwicklung sowohl Gewehre als auch die Prangerstutzen von großer Bedeutung waren: Bis zum Jahre 1939 traten unsere Schützen mit Gewehren als Kompanie mit militärischer Rangordnung an, die Prangerstutzen kamen zum Einsatz, um die kirchlichen und weltlichen Feiern durch die lauten Schüsse zu verschönern.
Seit der Wiedergründung 1952 tritt unsere Schützenkompanie ausschließlich mit Prangerstutzen auf.
Aus diesem Grund soll hier die historische Entwicklungsgeschichte in beiden Waffengattungen beschrieben werden.
Die Entwicklung der Gewehrschützen und ihre Geschichte in Salzburg
Die Salzburger Landfahne
Der Ursprung unserer Salzburger Bauernschützenkompanien ist anzusetzen im 13. Jahrhundert, als die Bayrische Landfriedensordnung (1244), die auch in Salzburg und Tirol Gültigkeit hatte, die Bewaffnung der Bauern zur Verteidigung bei Angriffskriegen vorsah.
1439 wurde die "Landwehr" als eine der Pflichten der Salzburger Landsgerichtsleute als altes Herkommen erwähnt, 1456 wurde nachweislich jeder 10. Mann für die Aufstellung in der Landfahne registriert.
Die Landfahne war nach verschiedenen Gerichten (Bezirken) in "Fähnlein" (Companien) eingeteilt und unterstand dem jeweiligen Pfleger. Diese waren vielfältig zugleich die Offiziere. Jeder 10. Hof musste einen Hauptmann stellen. Einmal im Monat war nach dem Kirchgang eine Schießübung zu absolvieren. Einmal im Jahr fand im Pfleggericht ein Preisschießen statt, zu dem der Landesfürst den 1. Preis (=Schützenvortheil) stiftete. Die Männer wurden zu alljährlichen Waffen- und Exerzierübungen (um Georgi im Frühjahr und Micheli im Herbst) zusammengerufen.
Oberalm gehörte verwaltungsmäßig mit den Gebieten außerhalb des Stadtgerichtes Hallein zum Pfleggericht Glanegg. Der Bezirk war geteilt in das Gebiet rechts der Salzach, in welchem Oberalm, Puch, Elsbethen und Aigen zusammengefasst waren, und dem Gebiet links der Salzach, welches Anif, Morzg und Grödig umfasste. Die Zweiteilung war nicht nur für die wirtschaftlichen Belange in der Verlautbarung behördlicher Erlässe und Schlichtung von kleineren Gerichtsfällen in den Taidingen auf den Schrannen von Oberalm und Anif maßgebend, sondern auch für die Waffenübungen der Landfahne. Für die Gebiete rechts bzw. links der Salzach war jeweils eine eigene Schießstätte vorgesehen.
Die Männer mussten z. B. Schießgewehre, Stutzen und Vorderlader mit "abgeschraubtem Radschloss beim Gang übers Felde zum Schießstande" mitbringen. (Andere Pfleggerichte, z. B. Thalgau, hatten zur Aufbewahrung der Waffen eigene Zeughäuser.)
Die Landfahne bewährte sich wiederholt bei der Verteidigung der Heimat, sie kam aber 1744/45 das letzte Mal zum Einsatz, wo die Feuerschützen aus dem ganzen Land nach Salzburg aufgeboten wurden, um die Stadtberge zu besetzen. Danach erlosch die Einrichtung der Landfahne. Sie wurde endgültig abgelöst durch eine ordentlich regulierte Miliz, welche um das Jahr 1633 eingeführt worden war.
In der Regel war die Landfahne mit der in der Gegend üblichen Tracht auch zum militärischen Einsatz ausgerückt. Ausnahmen bildeten nur die Bürgergarden.
Erste direkte Erwähnung der Oberalmer Schützen
In diese Zeit (1750) fällt auch die ersten Erwähnung der "Schützen" in Oberalm: Die Chronik des Bildes des gegeißelten Heilandes in der Pfarrkirche Oberalm berichtet: "Wie dann die Beständigkeit dieser Wahlfahrt mehr und mehr anwachsete, wurde im 1750 Jahr am Sonntag nach dem Fest eines Heiligen Apostels Bartholome um 8 Uhr früh, diese Gnaden und gutthatenreiche Bildnis in einer herrlichen Prozession und Begleitung einer großen Menge Volks, AUFZIEHUNG DER SCHÜTZEN und Loßbrennung der Böller... unter abermähliger Abfeuerung des Geschützes beschlossen."
Die Jahre bis 1809
In den Jahren 1797 oder 1809 schlossen sich die Tiroler und Salzburger Bauern erneut organisatorisch zu Schützenkompanien zusammen, die Gliederungen der ehemaligen Landfahne erlebten nochmals ihre Bewährung.
Da die Ereignisse dieses Zeitabschnittes als Heldenzeitalter des Schützenwesens bezeichnet werden können, die einen Markstein in der geschichtlichen Entwicklung unserer Schützen darstellen, soll hier eine kurze Beschreibung der allgemeinen Kriegsgeschehnisse und insbesondere der Kämpfe in Oberalm erfolgen.
Schon im Verlauf des ersten Koalitionskrieges – des Kampfes der verbündeten Herrscherhäuser Europas gegen die Armeen des revolutionären Frankreichs und nachher die Napoleons – betraten im Jahre 1797 französische Truppen den Lungau und damit Salzburg. Trotz der strikten Neutralitätspolitik von Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo beschlossen, die Salzburger Schützenkommandanten bei einer Besprechung am 18.4.1797 in Rauris, die Heimat gemeinsam mit den Tiroler Schützen gegen eindringende Feinde zu verteidigen.
Drei Jahre später, im Zuge der folgenden Kriegshandlungen, rückten die Franzosen nach ihrem Sieg über das österreichische Heer auf dem sagenumwobenen Walserfeld am 15.12.1800 in die Hauptstadt ein. Erzbischof Colloredo floh nach Wien.
Salzburg wurde nach dem Friedensvertrag von Lunéville dem mit der Würde eines Kurfürsten ausgestatteten Großherzog Ferdinand von Toskana (einem Bruder des österreichischen Kaisers), zusammen mit Berchtesgaden, Eichstätt und Teilen des ehemaligen Bistums Passau, zugesprochen. Erzbischof Colloredo dankte als Landesherr ab.
General Bonaparte wurde 1804 zum Kaiser Napoleon I. von Frankreich gewählt. Es begann der Krieg gegen die verbündeten Staaten England, Russland und Österreich. Die österreichische Armee wurde am 20.10.1805 bei Ulm besiegt. Bayern schloss sich den Franzosen an, Kurfürst Ferdinand flüchtete nach Wien. Am 30.10.1805 besetzen die Napoleonischen Streitkräfte schließlich die Stadt Salzburg. Im nachfolgenden Frieden von Preßburg fielen nun Berchtesgaden und Salzburg an Österreich, es war das Ende des bisher immerhin selbstständigen Landesfürstentumes gekommen.
Drei Jahre später – am 7.4.1809 – erklärte Napoleon erneut den Krieg, und nach Ende desselben Monats rückten auch schon französische Truppen und solche des mit Napoleon verbündeten Bayern in Salzburg ein. Sie besetzen die Stadt und das „Land außer Gebirg“.
Die Volkserhebung in Tirol, geführt von Andreas Hofer, Josef Speckbacher und dem Kapuzinerpater Haspinger, führte zu einer erneuten Mobilisierung der heimatlichen Schützen. Sie lieferten dem in das innere Gebirgsland vordringenden Feind erbitterte Gefechte. Die größtenteils bäuerlichen Anführer in diesem Abwehrkampf sind aus der Landesliteratur hinlänglich bekannt – Josef Struber, der Wirt aus Stegenwald, Anton Wallner, Johann Panzl, Jakob Strucker und andere mehr.
Im September des Jahre 1809 drangen die Salzburger und Tiroler Schützen vom heftig umkämpften Pass Lueg bis Hallein und Oberalm vor. Gegen das Zentrum des Widerstandes in Oberalm, wo sich neben Pater Haspinger die Tiroler Landesschützenführer wie auch der Verteidiger des Pass Lueg, Stegenwaldwirt Josef Struber, befanden, richtete sich in der Nacht des 3.10.1809 der Gegenangriff der Franzosen und verbündeten Bayern vom Lager Glasenbach her. Die Überrumpelung gelang ihnen, Struber konnte jedoch nicht gefasst werden. Er hatte rechtzeitig seine militärischen Abzeichen zur Seite schaffen und sich eine Schürze umbinden können. In dieser Verkleidung bewirtete er die Feinde hernach im Wirtshaus zu Oberalm (der spätere Gasthof Döllerer), ehe er dann gegen die Passfeste Lueg flüchten konnte. Die Verteidigung des Luegs unter Struber mit zwei Kompanien gegen 11.000 Franzosen und Bayern durch 13 Tage war eine der großen Heldentaten der Heimat. Der nach Abschluss des Wiener Friedens vom 14.10.1809 nutzlos gewordene Widerstand wurde abgebrochen.
Das "Tiroler Grab" und die in den Kämpfen um Oberalm 1809 getöteten Bewohner
Das im Oberalmer Friedhof gelegene Denkmal erinnert uns noch heute an die damalige schwere Zeit. Die Gedenktafel, welche heute das Denkmal ziert, wurde in der Friedhofsmauer entdeckt. Es entstand die Idee, das jetzige Grabmal zu errichten. Am 15.8.1909 wurde dieses in einem feierlichen Festakt unter Beteiligung von bayrischen und österreichischen Vereinen enthüllt. Die Inschrift beinhaltet neben dem Todestag der Schützen – dem 3.10.1809 – die Jahreszahl 1835. Dies ist ein Jahr, in welchem die Tiroler Landesregierung eine Erhebung der Gefallenen 1809 durchführte. Die Buchstaben, welche unterhalb dieser Jahreszahl angegeben sind, stehen für die Anfangsbuchstaben der Namen der gefallenen Tiroler. Sie sollen durch die Ranzen der Gefallenen bekannt gewesen sein. Die Namen sind aber im Oberalmer Totenbuch nicht eingetragen.
Bei den Kämpfen um 1809 in Oberalm sin auch sechs Dorfbewohner ums Leben gekommen. Diese wurden als „Inquilini“ (Sympathisanten) von den Bayern erschossen. Es waren dies Elisabeth Haslauer, Bäuerin vom Hafnergut, 44 Jahre; Maria Ramsauer, Bäuerin vom Filzhofgütl, 48 Jahre; Johann Eggl, Knecht am Tiefenbrunngütl, 57 Jahre; Andrä Fallnhauer, verehelicht im Wäscherhäusl, 44 Jahre; Johann Waschl, Bauer am Priestergut.
Ob bzw. welche Bauernschützen bei den Gefechten umgekommen sind, ist leider unbekannt.
Die Jahre nach 1809
Neben anderen Sanktionen musste Österreich im Frieden von Wien vom 4.10.1809 nun Salzburg zuerst Frankreich, 1810 an Bayern abtreten, bei dem es dann bis 1816 verblieb.
Bayern löste in dieser Zeit sämtliche Schützenkompanien auf und wandelte die militärisch organisierten Kompanien in Nationalgarden um. Diese Umwandlung war verbunden mit einer Einziehung zum Militär und in weiterer Folge mit dem Einsatz der Schützen im Kriege Frankreichs gegen Russland. Die Angst eingezogen zu werden, führte in den folgenden Jahren dazu, dass sich Schützen davor hüteten, sich als Garde zu bezeichnen bzw. Aktivitäten in einer Schützenkompanie zu betreiben.
Nachdem der Großteil Salzburgs am 1.5.1816 nach der Niederwerfung Napoleons entsprechend dem Vertrag von München endgültig an Österreich abgetreten wurde, setzen Bestrebungen ein, wiederum Schützenorganisationen aufzubauen. Derartige Ansuchen wurden jedoch vom Kaiserhaus aus Angst vor der Gefährlichkeit bewaffneter Formationen nicht genehmigt.
Erst ab 1840 wurden unter Kaiser Ferdinand dem Gütigen, Vereinigungen erlaubt, die als Schießgesellschaften bezeichnet wurden. Das Schützenleben blieb allerdings beschränkt auf das Schießen bei kirchlichen Anlässen.
Aufgrund dieser neuen Liberalität kam es in den zahlreichen Orten zu erneuten Schützenzusammenschlüssen. Auch in Oberalm wurden ab dem Jahre 1841 wiederum Aktivitäten gesetzt. Leider ist diese Gründungsjahrzahl nicht durch historisches Material belegbar, sie ist aber dennoch aufgrund der mündlichen Überlieferung als sicher gegeben anzunehmen.
Die ersten erhaltenen historischen Dokumente sind datiert auf das Jahr 1859: Ein strenger Regierungserlass aus dem Jahre 1855 erlaubte das Ausrücken zu kirchlichen Anlässen nur für Schützen, welche mit gültigen Waffenpässen versehen waren. Die Erteilung eines solchen Waffenpasses war nur nach genauer Personenbeschreibung und Unbescholtenheit des betreffenden Schützen möglich, außerdem musste unter „Angabe und Gattung der Waffenstücke“ ein gutachtlichter Bericht vorgelegt werden. Zusätzlich musste die Gemeindevorstehung für jede Ausrückung der Schützen bei der K.K. Landesregierung in Salzburg um Bewilligung ansuchen, ein Vetreter des 59. Infanterieregimentes hatte Aufsicht bei der Ausrückung teilzunehmen.
Ein solches Erlaubsnisdekret der K.K. Landesregierung Salzburg, betreffend die Ausrückung der Oberalmer Prangerschützen am 26.6.1859, konnte vom Salzburger Landesarchiv aufgefunden werden.
Die Schützen "Oberalm-Puch"
Eine Besonderheit in unserer Schützengeschichte stellte das gemeinsame Auftreten einer Kompanie mit Puch dar. Es ist leider unbekannt, wann diese gegründet wurde. Eine Ursache für diese zeitweilige Gemeinsamkeit dürfte aber die kirchliche Unselbständigkeit der Gemeinde Oberalm und Puch gewesen sein. Einer mündlichen Überlieferung zufolge, rückte die Kompanie die Jahre abwechselnd in Oberalm und Puch aus.
Der erste bekannte Schützenhauptmann in dieser Zeit war der Schuhmachermeister Franz Schörghofer. Er war in dieser Funktion tätig bis 1885, wurde dann aber vom Hauptmann Birglechner abgelöst, nachdem er selbst die Funktion des Feuerwehrkommandanten von Oberalm übernahm.
Die Bewaffnung der Schützen bildete bis zum Ende des 19. Jahrhundert noch die Vorderladergewehre. Einige Gewehre dieser Bauart sind heute noch in Puch vorhanden.
Das "Uniformierte Schützenkorps Oberalm" (1906-1914)
Im Jahr 1906 begannen die Oberalmer durch Aufstellung neuer Statuten in einer neuen Uniform wiederum als selbständige Schützenkompanie anzutreten. Zu diesem Schritt dürfte unter anderem auch die Verselbständlichung von Oberalm zu einer eigenen Pfarre am 1.1.1908 beigetragen haben.
Der noch aus dieser Zeit vorliegende originale Schriftverkehr zeigt den schwierigen und langwierigen Weg, welcher eine militärisch organisierte Schützenkompanie auch noch in dieser Zeit durchzustehen hatte: Die Statutenentwürfe mussten mehrmals korrigiert werden, da die k. k. Bezirkshauptmannschaft nur bestimmte Uniformdetails gelten ließ. So durften etwa als Distinktionszeichen keinesfalls Sterne oder Rosetten gewählt werden. Wie aus dem abgedruckten Original ersichtlich ist, wurde sogar der Schnitt der Parolis vor geschrieben. Die Bezeichnung "Schützenkompanie" musste in "Schützenkorps" abgeändert werden, da beim Stande von 36 aktiven Mitgliedern nur ein Zug mit einer bestimmten Anzahl von Chargen vorgesehen werden durfte.
Schützenhauptmann war Birglechner, er wurde später vom Kasermühlpächter Brunauer abgelöst, welcher diese Funktion bis Einstellung 1914 innehatte.
Die Uniform der Schützen in dieser Zeit bestand aus blauen Waffenröcken und weißen Hosen mit roten Streifen. Sie hatten daher den Namen "Die Blau-Weißen".
Am 8. März 1914 wurde bei der Generalversammlung (anwesend waren damals 35 Mitglieder) der Schützenkorps Oberalm beschlossen, den Verein fortzuführen, jedoch wurde der Wunsch geäußert, die Uniform abzuändern, da viele mit den weißen Hosen nicht ausrücken wollten. (Eine Anekdote erzählt, dass man die Hosen von Schützen oftmals "böswillig" beschmiert hatte, wenn diese über den Durst getrunken hatten.) Die Versammlung einigte sich auf eine graue Uniform, "dieselbe käme per Mann auf 25 Kronen zu stehen".
Trotz dieser Zusammenhaltsbezeugungen löste sich die Kompanie aber dann im Laufe des Jahres 1914 infolge des Kriegsausbruches auf und formierte sich erst wieder nach neunjähriger Pause im Jahre 1923.
"Die Grauschützen"
Im Mai 1923 formierten sich die Oberalmer Prangerschützen erstmals wieder nach dem Krieg zur Begleitung des Allerheiligsten beim Fronleichnamsfest. Sie rückten sodann bis zum Jahr 1929 in Zivil aus und erhielten in diesem Jahr eine neue graue Uniform.
Im Jahr 1930 stiftete der Kunstmühlenbesitzer Michael Höllbacher eine neue Fahne. Die "Salzburger Chronik" schreit in einem Bericht über die zu diesem Anlass geführte Fahnenweihe, dass unter großer Beteiligung auswärtiger Schützenvereine und Musikkapellen eine würdige Feier gestaltet wurde.
Erwähnenswert ist, dass seit diesem Jahr die Prangerschützen auch bei der Danksagung ausrückten. Dies war eine Bedingung für die Stiftung der Fahne gewesen. Die Kompanie bildete schließlich zwei Züge mit zusammen 80 Mann. Die Bewaffnung der Schützen bestand aus Werndlgewehren. Es waren das Hinterlader, die 1865 in der österreichischen Armee eingeführt und 1888 dort wieder abgelöst wurden.
In der gesamten Zwischenkriegszeit war Josef Sommerauer der Schützenhauptmann.
Der Nationalsozialismus brachte 1939 das Verbot jeglichen Schützenwesens und somit die Auflösung des Vereines. Die Schützen rückten das letzte Mal zum Begräbnis des Fähnriches der Grauschützen seit 1930, Georg Seywald (Lindbauer), aus.
Aus dieser Zeit wird erzählt, dass die Schützen in weiser Voraussicht kurze Zeit vor der Einziehung des gesamten Vereinsvermögens noch einen Besuch des Schützenfestes in St. Jakob am Thurn unternahmen, für den ein großer Teil des damaligen Vereinsvermögens aufgewendet wurde. Josef Straßgschwandtner (Bleam Sepp) erzählte, dass von den ca. 500 Schilling Vereinsvermögen (damals ein "gutes Kuhgeld") rund 300 ausgegeben wurden. Zu mehr konnte der damalige Kassier Holztrattner nicht überredet werden.
Im Frühjahr 1945 mussten schließlich alle Waffen an die Obrigkeit abgeliefert werden. So wurden ca. 80 Werndlgewehre - die gesamte Bewaffnung der Oberalmer Gewehrschützen - zu den Behörden nach Hallein gebracht (in einem Ochsenkarren, wie erzählt wird.) Damit war das endgültige Ende für die Gewehrschützen gekommen.
Die Oberalmer Kirchenschützen (Prangerstutzenschützen)
Die geschichtlichen Anfänge des Prangerstutzenschießens lassen nicht so exakt feststellen wie die Anfänge der Gewehrschützen. Die Entwicklung dieser Prangerstutzen ging vielmehr nur allmählich vor sich. Sie stellen eine volkskundliche Eigenheit des Salzburger Flachgaues und südlichen Tennengaues dar, die kein Gleichstück in anderen Ländern finden.
Kuno Brandauer schreibt in seiner Geschichte der Prangerstutzen, daß diese Nachfahren der "Feuerbüchsen" in der Alt-Salzburger Landfahne waren.
Etwa in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann man die echten Feuerbüchsen, die ein Kaliber von durchschnittlich 18mm besaßen, zu richtigen"Kracheisen" umzuarbeiten: zur Verstärkung der Schallwirkung wurde das Kaliber weiter und weiter vergrößert, die Wände des Laufes wurden verdickt und die Lauflänge verkürzt, die nunmehrige "Donnerbüchse" neu geschäftet, der heutige Prangerstutzen war entstanden.
Als geschichtlichen Hintergrund für diese Entwicklund kann man unter anderem das Erlöschen der Landfahne in dieser Zeit ansehen. Für diese Auflösung war nicht zuletzt die Angst der Landesfürsten vor einem bewaffneten Volksheer ausschlaggebend, das sich auch gegen sie selbst stellen konnte.
Und so sah man in einer Bauernfaust lieber einen "harmloser" Stutzen als ein gefährliches Gewehr. Diese Entwicklungsgeschichte ist auch ersichtlich am ältesten Prangerstutzen in Oberalm vom Hauptmann Johann Gimpl. Der Stutzen ist älter als 150 Jahre und wesentlich länger als alle anderen jüngeren Stutzen. Seit ihrer Entstehung wurden die Prangerstutzen ausschließlich dazu verwendet, um kirchliche und weltliche Feste zu verschönern - darum auch der Name "Kirchenschützen" in Oberalm.
Nach den Jahren des Verbotes jedlicher Schützenaktivitäten begannen ab ca. 1840 Männer in Oberalm wieder mit dem Stutzenschießen. Eine eigene Uniform oder Tracht besaßen diese Kirchenschützen zu keiner Zeit, desgleichen keine Statuten, und sie rückten auch nicht in einer Formation aus. Die Stelle des Hauptmannes in einer Schützenkompanie hatte bei den Kirchenschützen der Schützenmeister. Sie kamen immer beim Brennerbauern zusammen, der dortige Besitzer war auch jeweils ihr Schützenmeister. Diese Aktivitäten waren aber völlig unabhängig von der Prangerschützenkompanie, welche ja nur zum Fronleichnamsfest ausrückte.
Ab 1855 war der oben erwähnte Regierungserlaß für alle Arten von Waffen und auch Ausrückungen maßgebend, so auch für das Prangerstutzenschießen. Hier existiert noch ein Protokoll der k. k. Landesregierung Salzburg aus dem Jahr 1859, wonach der damalige Gemeindevorstand Leopold Schieferer die "Erfuchtsvolle Bitte" bei der Behörde einbrachte, die Bewilligung zu erteilen, dass durch das Abfeuern der Prangerstutzen das Heilige Christfest auf die ortsübliche Art gefeiert werden könne.
Unter dem Stützenmeister Johann Gimpl (Brennerbauer) rückten die Kirchenschützen bis zum Jahre 1939 regelmäßig aus und verloren auch in der schweren Zeit der Kriegsjahre keinen Prangerstutzen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen erneute Aktivitäten nicht lange auf sich warten. Bereits im Jahre 1948 wurden am Prangertag mit Böllern wieder die traditionellen Schüsse bei den Evangelien abgegeben. Das notwendige Schwarzpulver konnte man sich beim Sprengmeister im Adneter Marmorbruch organisieren.
Die "Historischen Prangerschützen Oberalm"
Der Wunsch, wieder geschlossen als Kompanie anzutreten, veranlasste vor allem Michel Grünwald, sich über die vorhandenen Möglichkeiten Gedanken zu machen. Da ja sämtliche Werndlgewehre abgeliefert worden waren, waren in dieser Waffengattung die Türen verschlossen. Man einigte sich daher darauf, eine Schützenkompanie mit Prangerstutzen aufzustellen- diese waren in Oberalm ja noch vorhanden. Anton Brandauer, unser heutiges Ehrenmitglied, wusste, bei welchem Bauernhof noch Prangerstutzen existierten. Mit dem Fahrrad wurden von ihm und Franz Ebner sämtliche Stutzen zusammengetragen, repariert und wieder einsatzbereit gemacht. Wegen der notwendigen Zulassung trat man an den Amerikanischen Stadtkommandanten von Hallein mit dem Ansuchen heran, wieder ausrücken und schießen zu dürfen. Nach einer Begutachtung der Waffen im Gasthof "Neuwirt" in Oberalm, wurde vom amerikanischen Offizier die entsprechende Zulassung erteilt.
Die Schützen rückten in dieser Nachkriegszeit mangels Uniform im Sonntagsgewand aus, hatten aber ein Eichenlaub am Hut. Das Kommando führte noch der Brennerbauer Johann Gimpl. Die behördliche Gründungsbewilligung folgte dann 1952. Von diesem Zeitpunkt an war der spätere Schützenobrist Alfred Neureiter der Schützenhauptmann.
Die Schützen hatten es damals nicht leicht: Für jedes Quäntchen Pulver musste notiert werden, wann wieviel und wo dieses verwendet wurde. Da es damals zeitweilig auch einen Mangel an Feinpulver gab, Musste der damalige Waffenmeister Franz Ebner dieses selbst "reiben".
Bereits 1952 machte man sich auch über die zukünftige Tracht Gedanken. Diese sollte die historische Herkunft - die Bauernschützen der früheren Jahrhunderte - der Kompanie zeigen. Es wurde daher die Nachbildung einer Tennengauer Bauerntracht aus dem 18. Jahrhundert gewählt, wie sie beispielsweise auf einem Bild am linken Seitenaltar der Kirche zu St. Margarethen nächst Vigaun noch jetzt zu sehen ist. Am 5. Juli 1953 konnte die neue Tracht eingeweiht werden. Es fand aus diesem Anlass ein großes Tennengauer Schützenfest statt, zu welchem zahlreiche Gastvereine kamen. Bei diesem Fest wurde der langjährige Schützenmeister der vormaligen Kirchenschützen, Johann Gimpl (Brennerbauer), durch die Ernennung zum Ehrenhauptmann der wieder gegründeten Kompanie geehrt.
Die Zahl von 25 Gründungsmitgliedern stieg dann rasch an. Der große Einsatz der Schützen und die herausragende Person unseres Hauptmannes Neureiter, dessen Ernennung zum Schützenobristen von Salzburg für die Oberalmer Schützen eine nicht geringe Ehre bedeutete, sorgten bald für große Anerkennung und Bekanntheit unserer Schützen. So errang die Kompanie in den darauf folgenden Jahren mehrmals den ersten Preis bei Salvenschieß-Wettbewerben, besuchte auch Schützenfeste und Brauchtumsveranstaltungen in Tirol, Vorarlberg, Steiermark, Oberösterreich und Niederösterreich und war auch einige Male in Deutschland.
Am 14.8.1966 feierte die Kompanie ihr 125-Jahr-Bestandsjubiläum. Zu diesem Fest wurde unsere jetzige Fahne, von Frau Katharina Winkler gestiftet. Über 40 Schützenkompanien und Garden nahmen am Fest teil, unter anderem aus Siegen (Westfalen), Prien am Chiemsee und aus Meran.
Besondere Höhepunkte bildeten in den kommenden Jahren die Empfänge bedeutender Staatsoberhäupter in Salzburg, wobei die Oberalmer Prangerschützen jedes Mal die Ehrenkompanie stellten: am 8. Mai 1969 beim Empfang von Königin Elisabeth II. , am 22. September 1969 beim Empfang des belgischen Königspaares Baudouin und Fabiola, sowie am 12. Juni 1974 bei der Verabschiedung des amerikanischen Präsidenten Richard Nixen am Flughafen Salzburg-Maxglan.
Einen traurigen Höhepunkt unserer Kompanietätigkeit stellte dann im August 1983 das Begräbnis unseres Ehrenschützenhauptmannes und Landesobristen Alfred Neureiter dar. Er hatte seit 1952 ununterbrochen bis 1981 unsere Kompanie geleitet und war im Jahr 1983 viel zu früh von uns gegangen.
Bei den Begräbnisfeierlichkeiten nahmen neben politischen Persönlichkeiten wie Landeshauptmann Dr. Haslauer viele Schützenvereine und 83 Fahnenabordnungen teil.
Am 4. November 1984 wurde in einem großen Fest zahlreichen Schützenkompanien und Fahnenabordnungen aus Salzburg, Tirol und der Kämpfer um Oberalm 1809 gedacht.
Erwähnt werden muss auch noch das damalige neue Vereinsheim, das nach Hunderten von Arbeitsstunden vieler Schützenkameraden im Jahr 1985 eingeweiht werden konnte. Es bot zu diesem Zeitpunkt genug Platz für alle Schützenutensilien.
Die Bemühungen aus dem Jahr 1981 um einen originalgetreuen Ersatz unserer ausgedienten Tracht hat sich gelohnt und der Spruch: „ Für Gott und alte Sitte“ unserer Fahne wird dank des Einsatzes aller Schützenkameraden auch in Zukunft in Geltung bleiben.